Benachrichtigungen
Alles löschen

Rentabilitätsbetrachtung DIY Akku

31 Beiträge
10 Benutzer
0 Reactions
2,582 Ansichten
A2Christoph
(@a2christoph)
Vorsichtiger Stromfühler
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 10
 

ich besitze seit Ende 2018 (also grob 3,5 Jahren) eine PV-Anlage mit 9,9 kW, nahezu perfekter Südausrichtung und 25° Dachneigung. Da ein Freund von mir mit gebrauchten Bleiakkus, einem Netzteil und einem kleinen 300 Watt Wechselrichter ein eigenes ESS-System gebaut hat, überlege ich ebenfalls einen Akku anzuschaffen. Bisher war mein Kenntnisstand, dass sich ein Akku für zu Hause nicht amortisiert. Daher habe ich mir mal die Mühe gemacht und die Daten der letzten 3,5 Jahre aufbereitet. Ich setze ein SmartHome-System zu Hause ein, das ständig Daten sammelt und 1x pro Stunde verschiedene Werte (Produktion, Verbrauch, eingespeiste Energie, bezogene Energie) aufzeichnet. Ich habe nun auf Basis dieser Daten Berechnungen mit verschiedenen Akkugrößen durchgeführt. Ich habe also fiktiv ermittelt, welchen Ladezustand ein 2, 4, 6, 8, ... kWh Akku über die Zeit hinweg gehabt hätte. Dadurch kann ich konkret ausrechnen, welche Ersparnis ich bei jeweiliger Akkugröße in Abhängigkeit vom Strompreis gehabt hätte.

Ob sich ein ESS rentiert, hängt von vielen Faktoren ab.
Der wichtigste ist der individuelle Lastgang des Haushaltes, danach folgen die Gestehungskosten des ESS und der Strompreis (der sich quasi nicht voraussagen lässt).

Ich habe den Lastgang unseres Haushaltes für die letzten 3 Jahre im täglichen Raster betrachtet und ausgewertet.
Durch unser Discovergy Smart Meter und den Werten der anderen Geräte (3 WR und 1 Wallbox) kann ich minutiös feststellen, was bei uns los ist (Netzbezug/Einspeisung).

Feststellung 1: im Sommer nie leer (der ESS ist immer voll und wird quasi kaum genutzt)
Im Sommer wird unser Bezug durch die vielen "Hellstunden" fast vollständig durch die PV-Anlage abgedeckt.
Es bleiben im Schnitt deutlich unter 2 kWh Dunkelstundenverbrauch pro Sonnentag.
Das bedeutet, das wir bei 30 Cent Bezugspreis und 10 Cent EEG-Vergütung, pro Tag 40 Cent einsparen könnten (den 85% Wirkungsgrad des ESS lasse ich im Sommer mit ordentlichem PV-Überschuss mal außen vor, ebenso die Standby-Verbräuche des ESS-Systems).
Das bedeutet, dass wir in den 4 Sonnenmonaten pro Monat etwa 12 € einsparen würden, macht also in den 4 Sommermonaten 48 €.

Feststellung 2: im Winter nie voll (der ESS ist immer leer und würde aber bitter benötigt)
Im Winter gibt es etwa 4 Monate, in denen wir ein ESS nicht ausreichend voll bekommen würden.
Der Tagesbezug liegt meist bei etwa 8 bis 10 kWh, der PV-Überschuss zum Laden des ESS im Schnitt aber nur bei 1 bis 3 kWh (hier macht sich dann der Wirkungsgrad und der Standby-Verbrauch im Verhältnis massiv bemerkbar).
Am besten schaltet man das ESS für diese 4 Dunkelmonate einfach ab, macht also in den 4 Wintermonaten 0 €.

Feststellung 3: in den 4 Übergangsmonaten macht ein ESS richtig Spass
Hier passt das Verhältnis Netzbezug/PV-Überschuss/ESS perfekt, hier hätte man die 100% Selbstversorgung.
Aber ... wir benötigen im Schnitt nur 10 kWp pro Tag für unseren Haushalt, man spart also pro Tag mit dem ESS etwa 2 € (10 kWh x 20 Cent (Netzbezug 30 Cent - entgangener EEG-Vergütung 10 Cent)).
Das sind also pro Monat etwa 60 €, derer dann 4, macht also in den Übergangsmonaten 240 €.
Auch hier habe ich Wirkungsgrad-Verluste und Standby-Verluste nicht eingerechnet.

Fazit: pro Jahr hätten wir bei unserem Lastprofil, PV-Überschuss und einem optimal passenden Speicher eine Ersparnis von 288 € (ohne Berücksichtigung jeglicher ESS-Verluste)

Randinformationen: Wir haben insgesamt eine WR-Leistung von 5,8 kW (1x 4,6 kW, 2x 0,7 kW) mit einer Modulleistung von insgesamt 8 kWp und einem Gesamtanlagen-Jahresertrag von knapp 6.000 kWh.
Die Modulstrings zeigen in unterschiedliche Himmelsrichtungen mit Neigungen von 0° bzw. 35°, einige Strings haben lange Verschattungszeiten.
Die Energiemenge zur Ladung des BEV habe ich nicht berücksichtigt, sonst hätten wir in den Übergangsmonaten auch noch Schwierigkeiten mit der PV-Anlage das ESS zu füllen, weil teils der komplett Überschuss in den Autoakku geht (OpenWB).
Gleiches gilt für die Energiemenge zum Betrieb unserer BW-Wärmepumpe.
Auch die 3 bis 4 Wochen Urlaub habe ich nicht berücksichtigt, in den Wochen haben wir einen Netzbezug von täglich exakt 800 W. Die Urlaubszeit fällt meistens in die Sommer- bzw. Übergangsmonate.
Die optimale ESS-Größe liegt bei etwa 7 kWh netto, betrieben an einen MP-II 5000 um den in Akku in den Übergangsmonaten bei kurzen PV-Spitzenertrag auch voll zu bekommen. Ein MP-II 3000 hätte zu wenig Ladeleistung, bzw. würde zu lange benötigen. Der Gestehungskosten für das ESS kann sich jeder selbst ausrechnen (ich bin bei günstigen Fertigkomponenten bei knapp 6.500 € mit einem MP-II 5000, einem 10 kWh Akku und ein bisschen Peripherie).
Wir sind ein typischer 4 Personen-Haushalt, mit hoher Akzeptanz Geräte während der Sonnenstunden zu betreiben (auch Staubsaugen und Kochen), mit einem Jahresverbrauch von etwa 3.200 kWh (ohne BEV und BW-WP).

Bei unserem (individuellem) Lastgang rechnet sich leider ein ESS wirtschaftlich aktuell überhaupt nicht bei einer möglichen Betriebszeit von 15 Jahren.
Weiche Faktoren sind natürlich der Strompreis beim Netzbezug und einer eventuell bald möglichen Selbstvermarktung des PV-Überschusses.
Zudem wird in den nächsten 15 Jahren extrem viel auf dem Energiemarkt passieren (müssen) ... mit dem Ziel Energie günstiger als jetzt, jederzeit und in "unbegrenzter" Menge zur Verfügung zu haben.

Tesla Model 3 SR+
6,5 kWp Photovoltaikanlage mit 11kW Wallbox und openWB PV-Überschussladung
Kostal PIKO 4.6-2 MP plus
20x Heckert Solar NeMo 2.0 60 M 325Wp
Bosch Brauchwasser-WP CS4000DW 250-1


   
AntwortZitat
Seite 3 / 3
Teilen: